Urolithiasis
(uron = Harn; lithos = Stein)
Einleitung
Bei der Urolithiasis handelt es sich Urolithum eine weitere Stoffwechselkrankheit, die bei Reptilien in Gefangenschaft durch falsche Ernährung ausgelöst wird. Besonders häufig sind Tiere betroffen, die sich in der Natur normalerweise sehr ballaststoffreich und proteinarm ernähren (Pflanzenfresser wie der Grüne Leguan und Schildkröten z.B.). Die Steine selber können abhängig von der Ernährung verschiedene Zusammensetzungen haben (ZWART 1985; FRYE 1983; FRANK 1985; KÖHLER 1992)
Ätiologie
Die Urolithiasis kann prärenale, renale und postrenale (ren = Niere; prä = vor; post = hinter) Ursachen haben.
Prärenale Ursachen: Vermehrte Zufuhr von Proteinen, Kalzium, Phosphat oder Oxalsäuren (in vielen Früchten und besonders stark in Spinat enthalten). Wassermangel, der zur Austrocknung des Tieres führt und die Löslichkeit von steinbildenden Substanzen verringert.
Renale Ursachen: Nierenfunktionsstörungen, die die Ansammlung von steinbildenden Substanzen begünstigen. Ungünstiger Urin pH-Wert (Harnsäuresteine findet man häufig in saurem Urin, Phosphatsteine in alkalischem Urin).
Postrenale UrsachenUrolith: Verweildauer von bereits gebildeten Kristallen im Urin. Je länger die Intervalle sind, in denen das Tier Urin abläßt und je schlechter die Strömungsverhältnisse sind [KÖHLER (1996) erwähnt hier Nahtmaterial nach Analblasenoperationen, an dem sich Kristalle anlagern können], umso eher bilden sich Kristallisationskeime. Eine weitere Ursache sind Blasenentleerungsstörungen bei Querschnittslähmung (ZWART 1985).
Pathogenese
Harnsäure entsteht beim Abbau der sog. Purine. Purine sind Bausteine der DNS. Je zellreicher die Nahrung ist, desto mehr DNS und somit auch Purine enthält sie. Beim Abbau der Purine entsteht als Endprodukt Harnsäure (Urat), welche normalerweise ausgeschieden wird. Jeder Stoff ist im Körper bis zu einer bestimmten Konzentration löslich. Steigt die Konzentration dieses Stoffes jedoch über eine gewisse Löslichkeitsgrenze hinaus, fällt dieser Stoff aus, d.h. er setzt sich ab. Zuerst bildet sich ein Kristallisationskeim, an dem sich weitere Moleküle anlagern. So kann es sein, daß Harnsteine gelegentlich enorme Maße annehmen (siehe Röntgenbild). Setzen sich Harnsäurekristalle im Gewebe ab (besonders häufig sind schlecht durchblutete Regionen wie Hornhaut, Linse und Knorpel betroffen), spricht man von der sog. Gicht.
Symptome
* · Koliken, die zu starken Schmerzen führen
* · schlechter Allgemeinzustand
* · Harnverhalt
* · Nahrungsverweigerung
* · Legenot (abhängig von der Größe des Steines)
* · Blut im Urin
* · Harnwegsinfekte
Steine, die keine Abflußbehinderungen verursachen, können unbemerkt bleiben. Es könnte also sein, daß viel mehr Tiere in Gefangenschaft erkrankt sind, als man annimmt.
Diagnostik
Die diagnostischen Mittel der ersten Wahl sind die Sonographie und das Röntgenbild. In der Sonographie kann man schon Steine ab ca. 5 mm Größe erkennen. Als Weiteres kann man im fortgeschrittenerem Stadium auch gestaute Nieren erkennen. Harn- und Blutuntersuchungen könnten erhöhte Harnsäure-, Kalzium- oder Phosphatwerte ergeben
Differentialdiagnosen
* · Fremdkörper, die im Röntgenbild einen Stein imitieren.
* · Tumoren, die auf die ableitenden Harnwege drücken.
Therapie
Steine, die bei Routineuntersuchungen entdeckt werden, und die keine Beschwerden verursachen, werden belassen und regelmäßig kontrolliert. Steine, die Beschwerden verursachen, können bei Tieren einer gewissen Größe ohne Probleme operativ entfernt werden. Um die erneute Entstehung zu verhindern, muß man die Ursache herausfinden. Dringend muß auf die richtige Ernährung geachtet werden.
Ob der Versuch den pH-Wert des Urins optimalUrolith-OP einzustellen, wie das beim Menschen gemacht wird, um die Löslichkeit der kritischen Substanzen zu erhöhen und bestehende Steine aufzulösen (funktioniert am besten bei Harnsäuresteinen), auch bei Reptilien schon ein Thema ist, ist mir unbekannt. Auch die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie, bei der Druckwellen erzeugt werden, die mit Reflektoren in den Körper eingeleitet und auf die radiologisch oder sonographisch georteten Steine fokussiert werden, um sie zu zertrümmern, ist soweit ich weiß noch kein Standard. Vermutlich ist es eine Kostenfrage. Die Therapie wäre sehr teuer und würde sich wahrscheinlich nur bei sehr wertvollen Tieren rentieren.
Prognose
Die Prognose ist gut, sofern die Diagnose rechtzeitig gestellt wird und das Tier noch nicht zu sehr geschwächt ist.
Prophylaxe: Man muß sehr genau auf die Ernährung achten. Tiere, die sich in der Natur hauptsächlich pflanzlich ernähren, sollten auch im Terrarium so ernährt werden. Purinreiche Nahrung ist zu vermeiden oder nur gelegentlich zu verfüttern (Innereien, Hunde- und Katzenfutter aus der Dose, Fisch, Ei). Pflanzenfresser sollten eher ballaststoffreich ernährt werden.
Quelle:
www.boitropics.com