Funktion der Häutung:
Vogelspinnen sind, wie alle Spinnen, in der Lage in regelmäßigen Abständen ihr Außenskelett zu erneuern.
Diesen Vorgang nennt man Häutung.
In erster Linie dient die Häutung dem Wachstum der Vogelspinne. Normalerweise kann ihr Körper sich nicht ausdehnen, da er mit Ausnahme des Hinterleibs aus hartem Chitin besteht.
Nur in den wenigen Tagen nach der Häutung kann die Spinne wachsen, wenn das Skelett noch weich und dehnbar ist.
Außerdem dient die Häutung auch der Reinigung, da bei diesem Vorgang Schlackenstoffe aus dem Körper transportiert werden.
Überdies können verlorengegangene und abgeworfene Glieder durch die Häutung erneuert werden.
Abstände zwischen den Häutungen:
Junge Vogelspinnen häuten sich etwa alle 2 bis 4 Wochen.
Mit dem Älterwerden verlängern sich die Abstände auf 2 bis 3 Monate.
Männliche Vogelspinnen häuten sich nur bis zur Geschlechtsreife und danach in der Regel nicht mehr (wobei mein B. Guatemala Männchen dann wohl zur berühmten Ausnahme gehören muß).
Ihre letzte Häutung ist die sogenannte "Geschlechtsreifehäutung" oder auch kurz "Reifehäutung" (RH).
Adulte Vogelspinnenweibchen unterziehen sich dieser Prozedur weiterhin ein- bis zweimal jährlich, wobei die Häutungsintervalle mit zunehmendem Alter größer werden.
Verlauf der Häutung:
Für eine reibungslose Häutung benötigen Vogelspinnen in ihrer unnmittelbaren Umgebung eine erhöhte Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90%. Ebenso sollte die Spinne in dieser Phase auf keinen Fall gestört werden.
So sollten sich auch keine Futtertiere im Terrarium befinden.
Diese stören das Tier nur, und können es sogar anfressen und ihm großen Schaden zufügen.
Vobereitungsphase: Eine Häutung kündigt sich in der Regel mit Nahrungsverweigerung und Zurückgezogenheit an.
Bei Vogelspinnen die sich durch "Bobardieren" verteidigen, erkennt man eine bevorstehende Häutung besonders gut.
Die "Glatze", die sie sich gescheuert hat, färbt sich nämlich von der Hautfarbe ins Schwarze.
Steht die Häutung kurz bevor, weben sich die meisten Arten einen kleinen Teppich und legen sich dann auf den Rücken, um in dieser Stellung die Häutung durchzuführen.
Eigentlicher Häutungsverlauf: Die eigentliche Häutung ist in drei Phasen aufgeteilt : Aufklappen des Prosomas, Befreien des Opisthosomas, Herausziehen der Exträmitäten.
Das Aufklappen des Vorderkörpers beginnt mit der Steigerung der Herzfrequenz.
Dadurch wird verstärkt Haemolymphe (Körperflüssigkeit) in den Vorderkörper gepumpt, was das Einreißen des Chitindeckels des Vorderkörpers bewirkt.
Schließlich wird er Carapax wie ein Deckel hochgeklappt.
Das Befreien des Abdomens beginnt mit den Einrissen, die vom Vorderkörper auf den Hinterleib übergreifen.
Die durch den Haemolympheverlust runzelig gewordene Haut des Hinterkörpers wird dann durch wellenförmige Kontraktionen der Hinterleibsmuskulatur abgestreift.
Während die eben beschriebene Phase des Befreiens des Abdomens abläuft, werden gleichzeitig die Exträmitäten befreit.
Dies ist sicherlich der schwierigste Teil des Häutungsvorganges.
Hier können am ehestens Komplikationen auftreten.
Nachbereitung: Nach der sehr anstrengenden Häutung legt die Spinne zunächst eine Pause ein, und bleibt bis zu einer halben Stunde und mehr regungslos liegen.
Nach dieser Ruhephase beginnt das Tier durch "gymnastische" Bewegungen die Beinfunktionen wieder herzustellen.
Danach dreht sie sich wieder in ihre normale Stellung zurück.
Die Spinne ist jetzt noch ganz weich und die Chelizeren sind weiß.
Es wird einige Tage dauern, bis das Skelett der Spinne wieder völlig hart ist. In dieser Zeit erfolgt das Wachstum.
Erst nach einer Woche hat es Sinn der Spinne wieder Beutetiere vorzusetzen.
Vorher ist sie nicht in der Lage, mit ihren noch zu weichen Beißwerkzeugen die Tiere zu töten und zu verspeisen.